E 1110: Emser, Hieronymus; Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs

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Weitere Druckausgaben:


VD 16-Nr.: -

o.O. u. J. [Mainz: Peter Schöffer, um 1505]

Tübingen UB: Dk XI 122.4


VD 16-Nr.: H 2448

als anonymer Anhang mit dem Titel "Von der Ee" in:

Hermann von Sachsenheim

Die Mörin (hrsg. v. Johannes Adelphus)

Straßburg: Johannes Grüninger 1512


VD 16-Nr.: F 2545

als 32. Kapitel in:

Freidank

Worms: Sebastian Wagner 1538


VD 16-Nr.: F 2546

als 32. Kapitel in:

Freidank

Worms: Sebastian Wagner 1539


VD 16-Nr.: F 2548

als 32. Kapitel in:

Freidank

Magdeburg: Wilhelm Roß 1583

VD 16-Nr.: E 1110

Kurztitel: Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs  

Autor: Emser, Hieronymus

Druckort: Leipzig

Erscheinungsjahr: 1505



VD16-Link

E 1110



Autor:

Emser, Hieronymus


Deutscher Humanismus 1480 - 1520. Verfasserlexikon, hrsg. von Franz Josef Worstbrock. Bd. 1: A – K. Berlin 2008, Sp. 614 - 627 (Ludger Lieb)


Drucker:

Lotter, Melchior


Format, Umfang:

4°; [11] Bl.


Standort(e) im VD16:

München BSB

München UB

Wien ÖNB

Wittenberg LH


weitere Standorte:

(In der Regel sind diese Standortangaben den Bibliothekskatalogen oder Verbundkatalogen entnommen. Daher ist nicht absolut sicher, dass die Exemplare tatsächlich der beschriebenen Ausgabe entsprechen. Wenn ein Exemplar autoptisch überprüft wurde, wird dies ausdrücklich vermerkt.)


Göttingen SUB: 8 P GERM II, 2095

Krakau BJ: Yg 6181R (ehem. Berlin SB)

Würzburg UB: 35/A 20.38


Illustrationen:

Titelholzschnitt: Wappenschild, hinter dem eine Frau steht


Widmung:

Vorrede an Herzogin Barbara von Sachsen, Bl. A2r-v


Inhalt:

Der Dichter beklagt die Abnahme der Wertschätzung gegenüber der Ehe, die einstmals hoch geachtet gewesen sei. Die Männer machten früher alles mit ihren Frauen gemeinsam und blieben zu Hause. Man wünschte, zur selben Zeit mit dem Gemahl zu sterben oder zumindest kein zweites Mal zu heiraten.

Es folgen Exempel aus dem Alten Testament von Frauen, die zu ihren Männern hielten: Susanna, Micol und Abigail, ebenso bei den Heiden: Hypermestra, Sulpicia, Thuria und Pompeia, Senecas Frau, sowie Hipsicratea. Die heidnischen Autoren Plinius, Hortensius, Tulius und Apuleius bezeugen, dass es gerade für Gelehrte ideal sei, eine Frau zu haben, die einen zu Studien anhält, die mit liest und mit der man reden kann. In Indien hatten die Männer drei Frauen, und dort wollte jede der drei das Privileg haben, zusammen mit dem verstorbenen Mann verbrannt zu werden, aber diese Ehre wurde nur einer von ihnen zuteil. (Anmerkung in der Randglosse: Dort lebten nun Christen unter dem Priester Johannes, wie man bei Johann von Monte Ville lesen könne). Auch der König Admetus aus Thessalien habe außer seiner Frau niemanden finden können, der für ihn sterben wollte.

An dieser Stelle führt der Autor nun eine Reihe von Frauengestalten aus der Mythologie und der Geschichtsschreibung auf, die sich wegen des Todes ihres Mannes umbrachten oder die – da die Frauen von Natur aus schwach seien – zumindest danach nicht mehr heirateten. Auch zum Witwendasein wird eine Reihe von Frauengestalten aus antiken Historien vorgestellt. Am Rand werden zu jeder Figur in Prosa Erläuterungen beigefügt.

Auch Männer liebten ihre Frauen, berichtet der Autor, wenn auch Adam es bereut habe, auf seine Frau gehört zu haben. Exempelfiguren aus dem Alten Testament sind Abraham und Sara, Jakob, Lea, Rachel und Samson, heidnische Exempel dagegen Lepidus, Orpheus und Euridike. Besonders die letztere Geschichte wird breit nacherzählt, die Unterwelt ist hier das Reich des Teufels, in der Randglosse wird Pluto mit Lucifer gleichgesetzt; weitere Exempel sind Herkules, Orestes und Helena. Dann folgen Exempel von Männern, die sich für ihre Frauen töten ließen.

Heute dagegen sei es anders, der Dichter klagt nun über das geringe Ansehen der Ehe. Juden, Heiden und Mamelucken ehrten heute ein frommes Weib mehr als die Christen. Früher durften nur ehrbare Weiber kostbare Kleider tragen, heute jede Hure. Die Ehebrecher hätten es erreicht, dass man Ehemänner, die zu Hause bleiben, verachte. Sie buhlten lieber um eine Geliebte und säßen in irgendeinem Wirtshaus bis spät in die Nacht. Viele reisten nur deshalb in der Gegend herum, um von zu Hause weg zu sein. Sie führen zu Messen oder übernähmen Aufgaben, für die man reisen müsse.

Der Dichter kann aber nicht die ganze Wahrheit sagen, denn er wisse aus Erfahrung, dass dies einem Schaden bringen könne. Er bringt ein Gleichnis vom Herzog und seinem Diener Hans Pflug. Der Herzog fragt, warum so viele ihre Frauen betrögen, und die Antwort lautet, es sei wie bei den Juden in der Wüste, die statt des Himmelsbrotes Fleisch haben wollten. Ein Beispiel aus der Bibel, wie Gott die Ehebrecher strafe, sei das Schicksal der Benjaminiter. Auch heute noch würden Ehebrecher bestraft.

Am Ende steht der Aufruf an alle Eheleute, zusammen zu bleiben (zwei Seelen in einem Leib), keiner von beiden sei frei. Gott werde ihre Kinder mehren. Die Ehe sei das älteste Sakrament, es wurde im Paradies eingesetzt und durch Christus bekräftigt. Man werde darin selig wie in anderen Orden. Alle Eheleute mögen also ans Jüngste Gericht denken und nicht auf die Verspottung hier auf Erden achten.

Die Randglossen nehmen in diesem Druck einen ungewöhnlich breiten Raum ein.


Rezeption

Johannes Adelphus Muling übernahm die Satyra von Emser und fügte sie, ohne den Autor zu nennen, seiner Ausgabe der Mörin von Hermann von Sachsenheim von 1512 an (VD16: H 2448). In der Vorrede dieser Ausgabe kündigt Adelphus an, am Ende ein Gedicht von Baptista Matuanus ins Deutsche zu übersetzen, aber dann erklärt er in einer kurzen Einleitung zur Satyra, er habe seine Absicht geändert und wolle nun zum Schluss lieber ein Gedicht zum Lob der Ehe präsentieren. (Daher war im gedruckten Grundwerk des VD16 Baptista Spagnuoli (d. i. Baptista Mantuanus) fälschlich als "Beiträger" verzeichnet worden.)

1538 benutzte der Wormser Drucker Sebastian Wagner den Text der Satyra erneut, als er im selben Jahr sowohl eine Ausgabe der Mörin (VD16: H 2449) als eine des Freidank (VD16: F 2545) erscheinen ließ. Dabei pflanzte er den Text aber als ein neues Kapitel in den Freidank um. Die Vorrede der Mörin kündigte jedoch 1538 immer noch ein Gedicht von Baptista Mantuanus an. Erst in der Neuauflage der Mörin von 1539 (VD16: F 2546) hat Wagner den obsoleten Hinweis getilgt.

Die Frankfurter Ausgabe des Freidank (VD16: F 2547) bei Feyerabend und Hüter erscheint ohne das Kapitel mit dem Text der Satyra, aber 1583 gibt es noch eine Magdeburger Ausgabe (VD16: F 2548), die ebenfalls dieses Kapitel enthält.

Lange Zeit galt Adelphus selbst als Autor des Gedichts am Schluss der Mörin-Ausgabe von 1512, bis im Zusammenhang der bibliographischen Vorarbeiten zum Repertorium deutschsprachiger Ehelehren der Frühen Neuzeit (Berlin 1996) die Übereinstimmung des Textes mit der Satyra von Emser entdeckt wurde.



Digitalisate

München BSB

Das Digitalisat in München ist fehlerhaft: die Blätter A6 und B1 sind fälschlicherweise vor A2 eingeordnet worden. Der Anfang der Vorrede auf Blatt A2r findet sich daher erst nach dem Titelblatt und den folgenden 4 Seiten.


Wien ÖNB


Edition:

Gerhard Ruh, Hieronymus Emser 'Eyn deutsche Satyra vnd straffe des Eebruchs'. Untersuchungen und Text. Diss. Heidelberg 1964


Microfiche-Edition:

Flugschriften des frühen 16. Jahrhunderts. Hrsg. v. Hans Joachim Köhler u. a. Leiden 1990ff. Fiche F 1426, Nr. 3778; Bibliographie Nr.901 [Lotter 1505].


Literatur:

Walter Behrendt: Hieronymus Emsers 'Satyra', Johannes Adelphus und der 'Wormser Freidank'. In: Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur 119 (1990), S. 185-191.